Konzept, Planung und Durchführung der Tour durch unseren Tourguide Raimund im Auftrag von ROOKiE-Tours Motorradreisen.
Ligurien ist eine kleine Küstenregion im Nordwesten Italiens. Begrenzt wird sie durch Frankreich im Westen, das Piemont im Norden, die Emilia-Romagna im Osten und die Toskana im Süden. Eingeklemmt zwischen Mittelmeer, den Seealpen und dem Gebirgskamm des Apennin, fallen die Berge mancherorts direkt ins Meer.
Während an der Küste der Badetourismus pulsiert, ist im hügeligen Hinterland oft nicht viel mehr zu hören, als das Konzert der Vögel und Grillen. Kleine mittelalterliche Dörfer schmiegen sich an die dunkelgrünen Berghänge, in vielen scheint die Zeit tatsächlich stehen geblieben zu sein.
Ligurien ist (in unseren Augen) nicht überall schön – die stark bebaute Küste und die stark befahrene Küstenstraße der italienischen Riviera mit ihren Badeanstalten haben uns manchmal eher abgeschreckt. Auch in den Bergdörfern im ruhigen Hinterland sind viele Häuser verlassen und der Putz bröckelt an so manchen Ecken. Aber gerade das ist es, was uns am Ende auch begeistert. Hier ist nicht alles geleckt und für den Tourismus hergerichtet, sondern hat seinen ganz eigenen Charme behalten.
Tag 1 – Tettnang, tschüss Alltag!
Treffen in Tettnang. Katja und Michael erscheinen am Freitag, bedingt durch Stau und Stau, und Stau zu später Stunde, aber gut gelaunt. Start am Samstag: Der Himmel macht auf Postkarte, die Bikes schnurren wie Espressomaschinen. Über die Lenzerheide steigen wir in den Rhythmus ein, und am San-Bernardino-Pass erklärt das Navi zum ersten Mal „Bitte wenden“ – wir verstehen das als Kompliment an unsere Kehrenqualität. Runter Richtung Süden, das Thermometer klettert, die Laune ohnehin. Ziel: Varano
Ankunft – Villa Borghi, Ensemble komplett
Treffpunkt in Varano in der Villa Borghi. Dort warten bereits Reiner, Rüdiger und Ulli. Begrüßung, Gelächter, Helme ab, Motorenruhe, Ankommen. Kurz: Wir sind jetzt offiziell die „Ligurien-Bande“. Der Abend endet mit einem gemeinsamen Informationsgespräch und Abendessen – Benzingespräche, Tourenpläne und Vorfreude inklusive.
Tag 2 – Transfer nach Imperia: Über Novara bis ans Meer
Sonntag ist Reisetag: Novara – Casale Monferrato – Acqui Terme – San Bernado – Celle Ligure – Savona – Albenga – Imperia. Wir rollen durch die Reisfelder im Piemont, die Luft riecht nach Haselnuss und unterschwelliger Versuchung (Trüffel!). Ab Celle Ligure zeigt das Meer seine beste Seite. Der Küstenwind zupft an der Jacke, die Sonne macht „Klick“, und plötzlich hat jeder ein Grinsen im Gesicht, das auch im Helm nicht weniger wird. Die Küstenstraße wird zur Geduldsprobe. Imperia empfängt uns mit der Geräuschkulisse aus Möwen, Vespas und Rollern. Aber: Endlich Meer!
Tag 3 – Schönste Dörfer? Challenge accepted.
Die Mission heißt: Einige der SCHÖNSTEN DÖRFER ITALIENS IN LIGURIEN. Und zwar in Blitzrunde:
Cesio – Casanova Lerrone – Zuccarello – Castelvecchio di Rocco Barbera – Calizzano – Osiglia – Millesimo – Garessio – Ormea – Pieve di Teco.
Wir sammeln „Borghi“ wie andere Leute Kaffeetassen. Zuccarello fühlt sich an wie „Zeitreise im ersten Gang“. Castelvecchio legt mit mittelalterlichem Mauern-Schatten nach. Calizzano flüstert: „Pilze!“, Osiglia blinzelt mit See. Millesimo – Name ist Programm, gefühlt tausend Pflastersteine. Garessio und Ormea schenken uns den vollen Apennin-Swing, Pieve di Teco winkt mit Arkaden. Fazit des Tages: Wer Kurven liebt, muss hierher. Wer gerade Straßen will, soll irgendwo anders hin.
Tag 4 – Triora: Wo die Kurven hexen
Dolcedo – Vasia – Lusinasco – Lavina – Resso – Triora – Argallo – Badalucco – Taggia – Poggi.
Triora, die „Hexenstadt“, empfängt uns mit dramatischem Hanglage-Charme. Wir parken unter skeptischen Katzenblicken und versuchen, nicht magisch viel Focaccia zu essen. Badalucco liefert Brücken fürs Fotoalbum, Taggia flaniert mediterran, Poggi ist unser entspannter Ausroll-Modus. Wir diskutieren ernsthaft, ob man auf diesen Straßen überhaupt geradeausfahren kann. Ergebnis: Nur beim Parken.
Tag 5 – Die Blumenriviera nach Genua (oder: „Ciao bella Küste – troppo traffico!“)
Diano Marina – Diano Castello – Cervo – Andora – Laigueglia – Alassio – Albenga – Pietra Ligure – Verezzi – Gorra – Finalborgo – Finale Ligure – Noli – Spotorno – Savona – Celle Ligure.
Ein Küstenreigen wie eine Playlist: ein Hit nach dem anderen. Cervo liegt wie ein Bühnenbild in der Sonne. Laigueglia und Alassio liefern Boulevard-Gefühl auf zwei Rädern. Finalborgo: mittelalterliche Perfektion – und wir mittendrin, als wären wir die amtliche Kulissenabnahme. Noli packt die Postkartenästhetik aus, Savona macht maritim, Celle Ligure schließt mit Aperitivo-Wetter. „Genua“ flüstert am Horizont „Komm doch!“, aber wir sind heute zum Fahren, nicht zum Schauen da. Genua, nächste Runde, irgendwann.
Tag 6 – Richtung Monte Carlo, aber stilecht
San Lorenzo al Mare – Cipressa – Bussana Vecchia – Sanremo – Bordighera – Ventimiglia – Dolceacqua – Regenschauer.
Wir starten auf der Pista Ciclabile nebenher (nein, wir fahren nicht mitten auf dem Radweg – nur kurz zum Foto!), rollen über Cipressa, bummeln durch Bussana Vecchia (Künstler, Ruinen, Atmosphäre – alles im Paket). Sanremo klimpert uns eine Melodie, Bordighera lässt die Palmen rascheln. Ventimiglia macht Grenzgefühl, Dolceacqua spannt die ikonische Brücke – wir spannen unsere Kinnladen. Schade, der starke Regen macht uns einen Strich durch die Rechnung und zwingt uns zur Rückkehr nach Imperia.
Tag 7 – Der Rückschwung beginnt: Apennin-Wellen
Wir verabschieden uns von der Blumenriviera mit einem würdigen Crescendo. Der Asphalt wird kühler, die Kehren nicht. Dafür wieder mehr Kastanien, mehr Höhenmeter, mehr „Ah!“ in den Helmen.
Auf der Linie Pieve di Teco – Ceva – Mondovì – Monforte d’Alba – Alba – Asti entfaltet sich Piemont wie ein gutes Barolo-Bukett: zuerst elegant, dann komplex, am Ende anhaltend im Abgang. Wir kurven durch Reben, diskutieren über Tannine, obwohl wir eigentlich gar keine Ahnung haben – aber Helme machen bekanntlich zu Sommeliers. In Monforte d’Alba verfallen wir der Hanglage, Alba lächelt Trüffel, Asti knistert historisch. Die Zielgerade: Alessandria und zurück nach Varano Borghi. Alessandria winkt industriell, deshalb schnurstracks zurück nach Varano. Die Villa Borghi begrüßt uns wie alte Freunde: gleiche Sessel, gleiche Lobby – nur wir sind jetzt eine Erinnerung reicher und die Reifen einen Millimeter ärmer.
Die Crew (in Bestform)
Katja & Michael – das Gute-Laune-Duo mit Gelato-Zulassung.
Reiner – Navigationsflüsterer (Wenn’s schön ist, ist’s richtig).
Rüdiger – Meister der kontrollierten Coolness. Abstand wahren, Überblick behalten – und rechtzeitig regenerieren.
Ullrich – Kurvenkommentator mit Präzisions-Timing.
Zahlen, die keiner braucht, aber alle lieben
Kehren gezählt: zwischen 842 und unendlich.
Caffé: Nicht gezählt, gefühlt für jede Kehre einen.
Gelati: Laut Katja zu wenige.
„Bitte wenden“-Ansagen: 5 (wir nennen das kreatives Routing).
Spaß pro Kilometer: konstant hoch.
Erkenntnisse fürs nächste Mal
1. In Ligurien ist „Abkürzung“ ein Synonym für „mehr Kurven“.
2. Jede Ortstafel könnte ein Foto sein – aber nicht jede Kurve benötigt eins.
3. Wer Ligurien einmal sagt, muss es immer wieder sagen.
Fazit:
Ligurien hat uns die perfekte Mischung serviert: Küstenkino, Bergdorf-Magie, Kurven im Dauerabo. Wir kamen einzeln und fuhren als Truppe. Nächste Episode? Vielleicht die „Strade Bianche Symphonie“. Oder …
Bis dahin: Tank voll, Herz auch. Ciao, Blumenriviera – wir sehen uns auf der nächsten Tour.















